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11. Februar 2025 So wächst mein Start-up: Erfolgreich finanzieren (Nr. 2)

Nachdem Sie Ihr Start-up-Unternehmen gegründet haben, stellt sich als nächstes die Frage, wie Sie Ihr Unternehmen finanzieren können. Vielleicht haben Sie bereits grossartige Ideen und die richtigen Leute, um diese zu verwirklichen, aber Sie brauchen auch Geld, um diese Ideen in die Tat umzusetzen. Abhängig von Ihrem Geschäftsplan und Ihrem Bargeldbedarf werden Sie nach Mitteln aus verschiedenen Quellen und von verschiedenen Investoren suchen. Für Gründer ist es wichtig zu verstehen, dass jede Art von Investor bestimmte Vorteile wie auch Stolpersteine mit sich bringt. Daher ist es wichtig, dass Sie genau wissen, wonach Sie bei einem Investor suchen. Bitte beachten Sie, dass der folgende Überblick Verallgemeinerungen enthält, dass aber jede einzelne Beziehung je nach Start-up und Investor sehr individuell und unterschiedlich sein wird.

Anlegertypen - Schwerpunkt und Grenzen

Freunde und Familie

Die Menschen, die Ihnen am nächsten stehen, sind oft der schnellste Weg, um Geld für Ihr Unternehmen zu beschaffen. Mit einer Finanzierung durch "Freunde und Familie" (Friends & Family) können Sie oft die ersten Mittel sammeln, um Ihr Unternehmen auf den Weg zu bringen, doch bald darauf müssen Sie sich an weitere Geldgeber wenden, z. B. an sog. "Accelerator-Programme" (staatliche, halbstaatliche oder private Unterstützungsprogramme) oder "Business Angels" (fokusorientierte Kleininvestoren) sowie an vermögende Privatpersonen/Family Offices. Je nach Geschäftsplan werden Sie dann entweder bei der privaten Finanzierung durch Einzelpersonen bleiben oder nach noch grösseren Investoren suchen.

Für Unternehmen mit geringem Barmittelbedarf kann eine "Friends and Family"-Runde ein attraktiver Ausgangspunkt sein, um die Investorenbasis klein zu halten und gleichzeitig eine starke Verwässerung zu vermeiden, so dass Sie die Zügel so lange wie möglich in der Hand behalten können. Bei bargeldintensiven Unternehmen wie Biotechnologie oder Medizinaltechnik werden "Freunde und Familie" jedoch höchstwahrscheinlich nicht ausreichen, um das Unternehmen zum Laufen zu bringen.

Accelerator-Programme

Je nach Branche kann es interessant sein, sich an privat, staatlich oder halbstaatlich finanzierte Accelerator-Programme wie Venture Leaders oder Innosuisse zu wenden. Diese Programme bieten oft nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Zugang zu Coaching-Programmen, in denen Sie Ihre Fähigkeiten als Unternehmer verbessern können. Wenn Sie aufgrund Ihrer bisherigen Ausbildung noch keinen Zugang zu bestimmten betriebswirtschaftlichen Kenntnissen wie Management, Finanzierung oder Geschäftsentwicklung haben, können Accelerator-Programme eine gute Möglichkeit sein, sowohl Geld als auch Wissen zu erhalten, manchmal auch in Kombination mit Networking-Möglichkeiten, um mit weiteren Investoren in Kontakt zu treten. Je nach Programm ist es sogar möglich, dass eine solche Finanzierung auf einer nicht verwässernden Basis gewährt wird, d. h. Sie erhalten das Geld, ohne im Gegenzug Anteile an Ihrem Unternehmen abgeben zu müssen.

Business Angels / Vermögende Privatpersonen / Family Offices

Zu den kleineren Privatinvestoren gehören u. a. Business Angels, die gezielt nach interessanten Unternehmen suchen, die wachsen sollen, oder vermögende Privatpersonen und Family Offices, die ihre Investitionen diversifizieren möchten. Privatinvestoren sind oft am Erfolg des Unternehmens interessiert, ohne sich jedoch zu sehr in das Geschäft einzumischen. Dies äussert sich z. B. durch eine geringe oder gar keine Due-Diligence-Prüfung vor der Investition und eine nur begrenzte Beteiligung auf Verwaltungsratsebene. Sie können zwar auch Geld von Freunden und Verwandten erhalten, aber bedenken Sie, dass professionelle Privatinvestoren, wie sie in diesem Abschnitt vorgestellt werden, über umfassende Kenntnisse im Bereich des Investitionswachstums und der Marktentwicklung verfügen und daher, auch wenn sie keine umfassende Due-Diligence-Prüfung Ihres Unternehmens durchführen, beurteilen können, ob es sich lohnt, in Ihr Unternehmen zu investieren. Und täuschen Sie sich nicht: Einzelne Privatinvestoren können Start-up-Unternehmen sogar umfangreiche Finanzmittel zur Verfügung stellen, die mit den von Risikokapitalfonds investierten Beträgen vergleichbar sind.

Strategische Investoren

Abgesehen von Ihren Ideen und Ihrer Arbeitskraft benötigen Sie möglicherweise auch bestimmte branchenspezifische Unterstützung, um Ihr Unternehmen auszubauen. Ein strategischer Partner stellt Ihnen entweder durch eine Investition oder eine geschäftliche Zusammenarbeit Mittel zur Verfügung, um Sie bei der Entwicklung Ihres Unternehmens und Ihrer Produkte zu unterstützen. Im Gegensatz zu einem Venture Capital Fonds ist ein strategischer Investor entweder selbst ein operatives Unternehmen oder direkt mit einem Unternehmen in Ihrem Fachgebiet verbunden. Der strategische Investor sieht Ihr Produkt als potenzielle künftige Ergänzung seiner eigenen Produktpalette und kann Ihnen nicht nur Geldmittel, sondern auch Wissen und Verbindungen in der Branche zur Verfügung stellen. Ein strategischer Partner, der als Investor einsteigt, ist auch sehr oft der erste Ansprechpartner, wenn Sie Ihr Unternehmen auf einen erfolgreichen Exit vorbereiten.

"Venture Capital"

Wenn Sie eine Finanzierung durch einen Venture Capital Fonds in Erwägung ziehen, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass der Hauptzweck eines Venture Capital Fonds darin besteht, eine positive Kapitalrendite zu erzielen. Natürlich hofft jeder Ihrer Investoren, mit Ihrem Unternehmen mehr Geld zu verdienen, als er ursprünglich investiert hat, aber der Venture Capital Fonds arbeitet mit potenziell kürzeren Zeiträumen, in denen er eine solche Rendite erzielen möchte. Ein auf einen bestimmten Bereich spezialisierter VC-Fonds kann auch eine großartige Quelle für Wissen und Verbindungen sein, allerdings sind sie möglicherweise mehr auf einen raschen Ausstieg aus dem Unternehmen bedacht als andere Investoren, die dem Start-up eine gewisse Entwicklung zutrauen. Darüber hinaus sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass ein professioneller Fonds, der ausschließlich eingerichtet wurde, um Geld zu geben und eine Rendite zu erwirtschaften, oft die umfangreichsten Anforderungen in Bezug auf die Due-Diligence-Prüfung und Ihre zukünftige Geschäftsplanung und -führung stellt.

Formen der Investition

Nachdem Sie einen Investor gefunden haben, der an Ihrem Unternehmen interessiert ist, müssen Sie entscheiden, wie dieser Investor Geld in Ihr Unternehmen bringen soll.

Kapitalerhöhung in bar

Bei einer Kapitalerhöhung in bar zahlt der Investor einen bestimmten Barbetrag als Zeichnungspreis auf ein Sperrkonto bei einer Schweizer Bank ein, der erst nach erfolgreicher Eintragung der der Kapitalerhöhung im Handelsregister an das Start-up-Unternehmen freigegeben wird. Bareinlagen gegen Aktien sind ein klassischer und unkomplizierter Weg, um Geld in Ihr Unternehmen zu bringen. Wenn Sie mit ausländischen Investoren verhandeln, ist es wichtig, diese darüber zu informieren, dass ihre Investition zunächst auf ein spezielles Sperrkonto geht und erst nach Eintragung der Kapitalerhöhung für ihre Anteile im Handelsregister freigegeben wird.

Wandeldarlehen

Eine Alternative zu einer Kapitalerhöhung in bar ist das Wandeldarlehen, bei dem ein Investor einen bestimmten Barbetrag direkt auf das reguläre Geschäftskonto des Unternehmens einzahlt und das Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt anstelle der Rückzahlung des Darlehensbetrags Aktien für einen bestimmten Zeichnungsbetrag ausgibt, mit dem der Darlehensbetrag verrechnet wird. Für ein Unternehmen sind Wandeldarlehen ein interessantes Instrument, weil das Geld direkt auf das Unternehmenskonto fliesst und vom ersten Tag an verfügbar ist. Für den Anleger kann ein Wandeldarlehen interessant sein, wenn die Geschäftsbedingungen eine Verzinsung des Darlehensbetrags oder einen Abschlag auf den Preis, zu dem der Darlehensbetrag gewandelt wird, oder eine Kombination aus beidem vorsehen. Für beide Seiten vorteilhaft ist zudem, dass das Wandeldarlehen keine Einigung über die Unternehmensbewertung erfordert und darum eine rasche, unkomplizierte Transaktion ermöglicht.

Kollaboration

Neben einer direkten Investition sind gewisse Investoren auch daran interessiert, mit Ihrem Unternehmen eine Geschäftsidee gemeinsam zu entwickeln. Dies erfolgt häufig in der Form eines Lizenzvertrags oder einer Kooperationsvereinbarung, bei der Ihr Unternehmen eng mit dem Investor an einem Entwicklungsprojekt zusammenarbeitet, um Wachstumschancen nicht nur durch Geld, sondern auch durch direkt angewandtes Wissen zu schaffen.

Lebenszyklus und Ausstieg

Es gibt zwar mehrere Möglichkeiten, wie sich Ihr Start-up entwickeln kann, aber der "erfolgreiche Exit", d. h. der Verkauf aller Anteile durch Gründer und Investoren an einen Dritten, wird oft als der ultimative Erfolg dargestellt. Um jedoch zu einem Exit oder alternativ zu einem sich selbst tragenden Unternehmen zu gelangen, durchlaufen Sie möglicherweise mehrere Finanzierungsrunden, um Ihr Unternehmen wachsen zu lassen. Dies beginnt oft Familien- und Freundesrunden bevor Sie sich danach bis dorthin vorarbeiten, wo Sie und Ihre professionellen Investoren hinwollen.

Ob Sie nun mit Hilfe eines Risikokapitalgebers das grosse Geld und einen frühen Ausstieg anstreben oder an einer langfristigen Strategie arbeiten, um Ihre privaten Investoren zufrieden zu stellen, es gibt weder ein Richtig noch ein Falsch. Bevor Sie sich jedoch an einen Investor wenden, sollten Sie sich über dessen Portfolio informieren und prüfen, ob er sich in Ihrer Branche auskennt und Ihnen die gewünschte Unterstützung in Form von Geld und Wissen bieten kann. Wenn Sie diese Nachforschungen anstellen, bevor Sie sich an bestimmte Investoren wenden, werden Sie vielleicht feststellen, dass z. B. ein privater Investor für Ihr Unternehmen interessanter ist als ein grosser Venture Capital Fonds, was Ihnen eine Menge Zeit und Mühe ersparen kann. Stellen Sie ausserdem sicher, dass Sie sich darüber im Klaren sind, ob Sie eine Kapitalerhöhung in bar in naher Zukunft oder ein Wandeldarlehen suchen, das eher früher als später ausgezahlt werden soll, um jeden Kontakt so erfolgreich wie möglich zu gestalten.

Autorin: Pauline Pfirter

 

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